12. Oktober 2017

langer Atem

Wie der Lauf im Hamsterrad. Bis zur Erschöpfung. 
Ich renne, renne, renne und komme einfach nicht von der Stelle. 
Ich habe schwere Eisenketten an den Füßen, kann sie kaum bewegen. 
Jeder einzelne Schritt ist schwer und bringt mich an meine körperlichen Grenzen. 
Ich komme einfach nicht voran. 

Ich merke es, ich merke sie. 
Sie hat sich an geschlichen, doch ich habe sie bemerkt.
Sie ist lange nicht mehr so leise wie früher. 
Mit polternden Schritten kommt sie an und möchte wieder mit mischen, sich einmischen. Doch sie ist zu laut und auffällig geworden. 
Ich erkenne sie mittlerweile, auch wenn sie meint gut verkleidet zu sein. 
So wie der Weihnachtsmann in seinem Kostüm, unter dem dann Papas grüne Puschen hervor blitzen. 
Ha, verraten hast du dich du Fiese, Miese.

So und nun, nun bin ich ja gut gewappnet. Weiß was zu tun ist. 
Also los, die Flucht nach vorn. 
Aber was ist da los? Ich komme nicht von der Stelle, wie gelähmt halten mich die Ketten zurück. 
Ich fuchtle mit den Händen, versuche nach vorn zu greifen, denn es scheint alles so nah. 
So nah, die Dinge die einem in diesen Situationen helfen. 

Und sie, sie tanzt um mich herum.  
Jetzt heißt es durchatmen und durchhalten. 
Mal sehen wer von uns den längeren Atem hat. 

2. Oktober 2017

neue alte Erkenntnis

Fühle ich mich von jemandem verletzt oder persönlich angegriffen
muss ich etwas an meiner eigenen Einstellung ändern um etwas zu verändern.

Ich kann sauer sein,
ich kann verletzt sein,
ich kann mich ärgern,
ich kann traurig sein,
ich kann meinen Unmut kundtun,
ich kann schmollen.

Doch damit werde ich mein Gegenüber nicht ändern.
Ich muss mein Gegenüber auch nicht ändern.
Vielleicht darf ich mein Gegenüber auch gar nicht verändern.

Ich muss meine Erwartung an die Person verändern.
Erwarte ich ein Verhalten, dass gar nicht geleistet werden kann,
gibt es ja nur die Möglichkeit enttäuscht zu werden.
Das ist selbstgemachtes Leid.

Ich musste das neu erkennen.
Nun muss ich es umsetzen.
Ist verdammt schwer und manchmal auch nicht machbar.

4. September 2017

Ich habe, ich habe nicht, ich habe

Ich habe einen liebevollen Ehemann.
Ich habe wundervolle Kinder.
Ich habe ein Zuhause.
Ich habe einen tollen Garten.
Ich habe eine Familie.
Ich habe ein Auto.
Ich habe ein Fahrrad.
Ich habe Busverbindungen.
Ich habe Freunde.
Ich habe Ansprechpartner.
Ich habe Zeit.
Ich habe eine Therapeutin.
Ich habe ein Hobby.
Ich habe Geld.
Ich habe Whatsapp- Gruppen.
Ich habe ein Facebook- Profil.
Ich habe Babygruppen.

Und trotzdem gibt es Tage an denen fühle ich mich einsam, blind,
ohne Motivation,
ohne Freunde,
ohne Freude,
ohne ein Leben,
ohne Mut,
ohne Durchhaltevermögen,
ohne Kreativität,
ohne jegliche Möglichkeiten,
ohne Hunger,
ohne Wissensdurst.


1. September 2017

nicht gut genug

Seit Tagen möchte ich schreiben.
Die Worte, die Sätze, die Gedanken in meinem Kopf auf  Papier bringen,
um sie dann eventuell aus meinem Kopf zu bekommen.

Ich schaffe es nicht, denn ich habe Angst davor mich nicht richtig ausdrücken zu können,
nicht das schreiben zu können was ich denke und was ich fühle.
Ein altes Thema.
Die Angst etwas nicht gut zu machen.
Nicht gut genug.
Ich möchte sie niederschreiben und habe Hemmungen.
Ich bin verunsichert darüber was andere über diese Zeilen denken könnten, über mich denken könnten, über meine Gedanken.

Ja ich weiß, es sollte mir egal sein, denn ich schreibe für mich.
Ich schreibe damit es mir besser geht.
Aber es ist mir nicht egal.
Denn auch wenn nur eine andere Person, ob mir bekannt oder völlig fremd diesen Text lesen würde und denken würde:
"Was für ein Unsinn" oder "Wie schlecht geschrieben"
Dieser Gedanke ist schwer auszuhalten.
Mein Hals schnürt sich zu.
Die Luft wird dünn.
In diesem Moment bin ich wieder nicht gut genug.
Nicht gut genug zu schreiben.
Nicht gut genug etwas sinnvolles zu schreiben.
Meine Gedanken sind nicht gut.
Ich bin nicht gut.

Und nun habe ich es doch getan.
Geschrieben.
Und ich habe Angst, doch ich habe es getan.
Punkt.

31. Mai 2017

Keine Ignoranz

Wenn man sich die einfachsten Dinge nicht merken kann.
Immer wiederkehrende Termine - Ich muss trotzdem nachschauen.
Die gleichen Uhrzeiten - Ich brauche Vergewisserung.
Ein dicker fetter Terminkalender - Ich vergesse Verabredungen.

Das ist so anstrengend und vor allem frustrierend!
Ich muss mir gerade eingestehen, das mein Alltag davon begleitet wird.
Und in Zeiten, in denen es mir nicht ganz so gut geht bricht das bisschen Routine oft gänzlich zusammen.

Es ist nicht nur schwer für mich diesen Krankheitsbegleiter zu haben,
auch für meine Mitmenschen ist es oft schwierig.
Ich musste mir heute wieder einmal bewusst machen das es etwas ist, was so ist.
Und ich mache es nicht aus Ignoranz oder gar Boshaftigkeit!

Bitte bedenkt das.
Ich tue das auch.

22. Mai 2017

Das merkwürdige Wesen

Kennt ihr das?
Man arbeitet und arbeitet.
Dann kommt der lang ersehnte Urlaub und man wird krank.
Der Körper weiß, nun kann er zur Ruhe kommen und lässt es zu.

Gerade geht es meiner Seele so.
Letzte Woche hatte ich nach fünf Monaten Pause meine erste Therapiestunde.
Das Ende einer schwierigen Schwangerschaft.
Die Geburt meiner Tochter.
Ihr schwerer Start in das Leben.

Ich habe funktioniert.
Doch meine Psyche, dieses merkwürdige Wesen hat gerade gemerkt das ich nun Urlaub habe.
Sie wird krank.

Ich kämpfe weiter!

9. Mai 2017

Manchmal komme ich an meine Grenzen.
Sitze da, muss schlucken, tief durchatmen und weinen.

Ich höre oft:
Wie du das machst, mit zwei so kleinen Kindern.
Toll. Ich könnte das wohl nicht.
Ich wäre bestimmt oft überfordert.

Es sind Worte die mir Kraft geben sollen.
Es sind Worte die mich mit Stolz erfüllen sollen.
Es sind Worte die mir sagen sollen das ich es gut mache, was ich mache.
Es sind Worte die ...

Es sind Worte, die mich manchmal traurig machen.
Es sind Worte die mich zweifeln lassen.
Es sind Worte die mir Angst machen.
Es sind Worte die mich unter Druck setzen. 

22. April 2017

die Rolle meines Lebens

Ich liebe meine Kinder. 
Ich bin unheimlich gerne Mutter und kann mir ein Leben ohne die beiden nicht mehr vorstellen.
Ich wollte immer Kinder haben und das stand für mich schon sehr früh fest. 
Ich würde mich jederzeit wieder für sie entscheiden,
Aber dennoch muss ich mal was los werden.

Vor zwei Wochen sind wir umgezogen in unser eigenes kleines Häuschen.
Neue Umgebung, neue Menschen auf die man trifft.
Sind wir vier zusammen unterwegs kommt manchmal die Frage: "Was machen Sie?" oder "Ich habe gehört Sie sind Lehrer?"
Diese Fragen werden meinem Mann gestellt. 
Nicht mir. 
Antwortet er auf diese Fragen ist die Neugier der Menschen damit befriedigt.

Am Anfang war ich wahnsinnig erleichtert, wenn nur er gefragt wurde und das Interesse für mich wohl nicht mehr ausreichte.
Kam das Thema Beruf auf ging sofort mein Herzschlag schneller und ich bekam schwitzige Hände. 
Meine Gedanken überschlugen sich und ich suchte schnell nach Formulierungen um mich zu rechtfertigen. 
Was sollte ich antworten? "Ich bin Rentnerin" 
Dann müsste ich mich wohl auch erklären. 
Ich war also nur erleichtert, wenn das Thema nach der Antwort meines Mannes damit erledigt war.

Doch heute? Heute rege ich mich darüber auf.
Warum werde ich nicht gefragt? Bin ich "nur" noch Mutter? (Das darf auf keinen Fall falsch verstanden werden!)
Alles andere ist ab der Geburt meiner Kinder nicht mehr relevant, wird nicht mehr gesehen oder anerkannt.

Ich bin doch noch mehr!
Ja, auch ich habe einmal einen Beruf gelernt und ausgeübt. 
Ich bin neben der Rolle der Mutter auch noch vieles mehr. 

Nach der anstrengenden Zeit der Schwangerschaft, der Geburt, den Ängsten im Krankenhaus und dem Umzug stelle ich fest, dass ich diese Rolle auch ab und zu einmal verlassen muss und jemand anderes sein möchte. 
Ich bin mit Leib und Seele Mutter aber nicht jede Sekunde meines Lebens.
Ich darf nicht vergessen mich zu spüren. 
Ich achte permanent auf die Empfindungen meiner Kinder, doch meine vergesse ich manchmal dabei. 

17. April 2017

Diese Tage an denen du nur für deine Kinder 
aus dem Bett kommst...

23. März 2017

Der ganz normale Wahnsinn


Ein kleiner Einblick in mein chaotisches Leben.
Manchmal macht es mich etwas "verrückt", doch im Grunde liebe ich es,
denn ich weiß warum es gerade so ist wie es ist.

Ich habe zwei wundervolle Kinder, die sehr viel Zeit, Liebe und Zuwendung brauchen.
Und dann ist es mir egal, das der Tisch noch nicht abgeräumt ist, die Wäscheberge die Wohnung übernehmen und meine Haare fettig sind :)

Willkommen!




21. Februar 2017

doppelte Liebe

Sie ist da, die kleine Schwester.
Nun schon seit sieben Wochen.
Ein Start ins Leben der für uns alle nicht leicht war.
Noch nicht leicht ist.

Du wurdest mir auf meine Brust gelegt, ich war so glücklich und wahnsinnig gespannt auf dich.
Ich wollte dich sehen, dich fühlen.
Ich erinnerte mich an das Gefühl als ich deinen Bruder kennen lernte.
Auf dieses Gefühl wartete ich.
So gespannt.
Und dann...

Du lagst da mit deinem zerknirschtem Gesicht.
Auf mir, auf meinem Herzen.
Ich wollte dich begrüßen.
Ich wollte dich sehen, fühlen, riechen...dich lieben.

Doch dann...
Ich wusste es stimmt etwas nicht.

Ich verstand in diesem Moment nicht.
Wusste nicht was hier nicht stimmte.
Aber es kam, ein Gefühl das mich erdrückte, mir Angst machte.

Ich sah dich an und du warst so dunkel.
Warum ist meine Tochter so dunkel?
Ich verstand es erst später.
Du warst blau.

Sie nahmen dich, legten dich in das Bettchen.
Ich drehte mich zu dir, damit ich dich sehen konnte.
Da sah ich, da ahnte ich...
Du wurdest beatmet.
Dieser Moment war für mich nicht greifbar.
Ich realisierte gar nicht was gerade passierte.
Sie nahmen dich mit, denn allein wolltest du auf dieser Welt einfach noch nicht atmen.

Ich sehe heute noch wie die Tür auf geht und die Ärzte mit dir auf dem Arm rennen.
Und dann?
Es kam eine Zeit an die ich mich kaum erinnern kann.
Ich weiß nicht mehr wie lange es dann dauerte bis ich kurz zu dir durfte.

Ich habe das Gefühl ich verstehe erst jetzt ganz langsam.