13. Februar 2015

Rückblick

Heute vor genau einem Jahr lag ich im OP. 
So ganz verstanden hatte ich die Situation nicht. 

"Wieder mal typisch" ging mir in den Tagen davor durch den Kopf. 
Ich hatte vor kurzem die Entscheidung getroffen etwas in meinem Leben zu verändern. 
Ein neuer Job. Doch ein neuer Job sollte es nicht werden. 

Stattdessen realisierte ich in diesem Krankenhausbett heute vor einem Jahr, 
das ich vielleicht sterben muss. 
Ich wurde langsam wach und meine Mutter war bei mir. 
Sie schaute mich an, setzte sich auf mein Bett, nahm meine rechte Hand und zum ersten Mal kullerten meine Tränen. 
Ich hatte Angst, das sich die Vermutung bestätigen könnte. 

Die Tage zuvor war ich die Starke.
Erzählte ich von der Vermutung meiner Ärztin, so war ich diejenige die sagte:
"Ach macht euch keine Sorgen, alles halb so wild, das wird wieder."

Doch an diesem Tag überkam mich die Angst.
Die Angst zu sterben und zwar bald.


Einige Tage nach der OP die Botschaft es sei kein Krebs,
aber die Möglichkeit einer HIV-Erkrankung sei gegeben. 







Ich kann mich an die Gefühle im letzten Jahr sehr gut erinnern.
Aber es sind Erinnerungen.













Und genau heute ein Jahr später habe ich wieder Tränen in den Augen, aber weil ich glücklich bin zu leben und dazu noch ein neues Leben in mir trage. 

1. Februar 2015

Ein kleiner Teil den ich akzeptiert habe

"Wie sehen Sie eigentlich ihre Depression? 
Wie sehen Sie sich in Bezug auf ihre Depression? "

Diese Frage hat mir in der letzten Stunde meine Gesprächstherapeutin gestellt.

Da fing mein Kopf sofort an zu arbeiten.

Früher habe ich die Depression, oder eher gesagt die depressiven Phasen als einen (meinen) Feind angesehen. 
Etwas dunkles und böses, das mich einnimmt und bestimmt.
Sie zerstört alles um mich herum und will das ich allein bin.
Ich soll klein, schwach, leise und zusammengekauert in einer Ecke liegen und bloß keinen Muck's von mir geben!

Sie hat mein Leben bestimmt.
Ich habe mich ihr vollkommen hingegeben, denn gegen so eine große Macht hatte ich keine Chance, niemals.
Ihr Ziel war es mich zu zerstören und am leben zu hindern, bzw. mein Leben zu beenden.

Sie hat mir so vieles genommen.
Ich habe oft die Freude, den Mut und den Lebenswillen verloren.
Doch vor allem hat sie mir eins genommen,
was ich ihr bis heute wirklich übel nehme - meine Freunde.

Und wie sehe ich sie heute? In genau diesem Moment?

Ich habe sie mit den Jahren kennen gelernt und weiß nun besser mit ihr umzugehen.

Ich möchte nicht bestreiten, dass sie immer noch in der Lage ist  mich und mein Leben durcheinander zu bringen. Sie hat es mir im letzten Jahr ohne jeden Zweifel bewiesen! 
Das Gefühl, dass sich dieser Zustand nie, aber auch wirklich niemals wieder ändern wird war da und ich war davon überzeugt, das es das war!

Jetzt kommt aber das große ABER:
Ich lebe jetzt mit ihr.
Ich habe sie akzeptiert.
Sie angenommen.
Sie ist ein Teil von mir.

Und das möchte ich immer wieder betonen!
Ich BIN nicht die Depression! 
Ich bestehe nicht nur aus ihr!

Ich habe mir während meines Klinikaufenthaltes im letzten Jahr viele Gedanken über dieses Thema gemacht. Und ich habe versucht meine Gedanken - meine Entwicklung- einmal zu verbildlichen um es vielleicht verständlicher zu machen:


Ich hatte oft das Gefühl, wie oben mit den beiden gleich großen Kreisen dargestellt, mit der Depression gleichgestellt zu sein. Sie und ich waren gleich, also eins.

Doch ich habe eins in den letzten Jahren gelernt, ich bin so vieles mehr!
Ich bin Hanna und habe viele verschiedene Fassetten: 

Ich bin fürsorglich, mutig, neugierig, stark,... (und bestimmt noch vieles mehr)
Und ein kleiner Teil von mir ist in bestimmten Phasen meines Lebens depressiv. 

Und diesen Teil habe ich akzeptiert. 
Und das macht es leichter mit ihr umzugehen und an ihr zu arbeiten.