30. Dezember 2015

Seit einigen Tagen denke ich immer wieder darüber nach etwas zu schreiben.
Ich habe den Kopf so voll.
So viele Gedanken, Fragen, Empfindungen.

Das kleine, große Grübelmonster hat mich vor dem Einschlafen seit ein paar Tagen wieder fest im Griff.
Man, du nervst!
Ich weiß das mir das Schreiben hilft und es fehlt mir.
Aber...
Ich erwische mich dabei, wie ich meine Gedanken zensiere.
Ich bin doch jetzt eine Mutter.
Ich darf jetzt nicht mehr "so verrückt" sein.
Was sollen denn die Leute denken...hahahaha...
Da muss ich mich gerade mal kurz selbst auslachen :D 

Drüber reden Hanna...Das ist es doch was du immer predigst.
Ja ja, vor der eigenen Tür kehren, nicht wahr.

Eigentlich habe ich grundsätzlich keine Vorsätze für das neue Jahr, aber vielleicht nehme ich dieses mal zum Anlass...

Vorsatz: Vor der eigenen Tür kehren! 




25. Oktober 2015

Bauchgefühl

Buchgefühl... was ist das eigentlich?
- emotionale, nicht vom Verstand geleitete Einschätzung -
so steht es im Duden.

Ich weiß, bei genauem Nachdenken gar nicht ob es jemals anders war.
Meine Mutter oder andere Menschen waren immer meine Absicherung.
Meine Stimme.
Entscheidungen treffen, sich zwischen verschiedenen Dingen entscheiden?
Furchtbar! 
Besonders in den letzten Jahren habe ich mir einfach nur noch schwer vertrauen können.
Dieses Gefühl nicht "das Richtige" zu tun.
Es einfach nicht zu wissen.

Ein Beispiel, das im Duden genannt wird:

- auf sein Bauchgefühl hören, vertrauen - 

Und wenn ich kein Vertrauen habe?

Entscheidungen kann man vertagen, sie aufschieben.
Müssen sie getroffen werden ist es für mich oft unangenehm,
bin voller Selbstzweifel. 

Ich hätte nicht gedacht, das ich mir über mein Bauchgefühl einmal solche Gedanken machen werde, doch es hat eine andere Bedeutung für mich bekommen.

Ich treffe keine Entscheidungen mehr die nur mich betreffen.
Ab jetzt bist du in meinem Leben.
Ich bin für dich verantwortlich.
Ich muss für dich entscheiden.

Was ist gut für dich?
Was ist schlecht für dich?
Hast du Hunger?
Tut dir etwas weh?
Ist dir zu warm?
Ist dir zu kalt?
Was kann ich tun damit du es gut hast?

Ich muss lernen mir zu vertrauen, damit du mir vertrauen kannst.












27. August 2015

bedingungslos

"Das ganze Leben wird sich ändern."

Ein Satz, den man wirklich erst versteht, wenn man es selbst erlebt.
Dieser Moment in dem ich dich das erste Mal gesehen habe, so unbeschreiblich, 
rein und einmalig.

Vor deiner Geburt lebte ich und meine Kindheit war meine Vergangenheit.
Nun ist alles vor sechs Wochen für mich meine Vergangenheit.

Alles ist neu, mein gesamtes Leben wurde auf den Kopf gestellt, 
du hast es auf den Kopf gestellt.
Nun muss ich es neu ordnen.
 Es sortieren und das zusammen mit dir.
Es ist so wundervoll und das erste Mal machen Veränderungen nicht nur Angst.

Es ist anstrengend, ungewohnt, verunsichernd und Angst spielt definitiv auch eine große Rolle,
aber ohne dich möchte ich nicht mehr sein.

Du gibst mir ein Gefühl von Liebe.
Liebe, ich so nie zuvor gefühlt habe.
Es ist ungewohnt schön, so geliebt zu werden und so zu lieben.




30. Juni 2015

"kleine" Unterschiede

Ich bin keine psychisch kranke Mutter.

Ich bin eine Mutter, die eine psychische Erkrankung hat.

Das ist ein Unterschied!

22. Juni 2015

Lösungen

Ich habe das Gefühl nicht klar denken zu können.
Ist mein Kopf voll und quillt über vor lauter Gedanken?
Oder ist mein Kopf leer und ich starre völlig emotionslos auf einen Punkt?

Es ist dieser Zustand in dem ich nicht genau erfassen kann was ich fühle, 
was alles in mir vor geht.

Es passiert gerade so viel um mich herum.
Ereignisse, Krankheiten und Schicksale die mit vielen starken Emotionen verbunden sind.
Und ich? Was fühle ich? Ich weiß es gerade nicht.

Ist das gut? Schützt es mich? Ist es aus einer Überforderung heraus?
Und wenn ja, wäre das schlimm?

Ich habe Angst, das der Kloß im Hals zurück kommt und mit ihm auch der innere Druck.
Dieser innere Druck, der mir die Luft zum atmen nimmt.
Noch ist er nicht da, aber ich kann ihn in der Ferne wahrnehmen.

Was soll ich tun um ihn fern zu halten?

In diesen Situationen muss ich noch sicherer werden und 
schneller reagieren.
Aber wie?
Kenne ich die Antworten schon und kann sie gerade bloß nicht sehen?

Ich gehe weiter meinen Weg, immer Schritt für Schritt
und versuche mich nicht aufhalten zu lassen. 

9. Juni 2015

Ich habe Depressionen und bekomme ein Kind!
Für viele Menschen mag das sicherlich nicht zusammen passen.

Macht es eine schlechtere Mutter aus mir?
Es ist ja nicht so, als ob man andere vor mir oder anderen Betroffenen schützen muss.
Wir sind keine Gefahr.
Ich bin keine Gefahr!

Ich glaube manchmal haben Menschen die abstrusesten Vorstellungen von Menschen die an einer psychischen Erkrankung leiden. 
Setze ich mein Kind wissentlich der Gefahr einer eventuell auftretenden depressiven Phase aus?
Vielleicht, denn die Möglichkeit besteht, das leugne ich nicht. 
Doch ich weiß ich bin nicht allein. 
Ich ignoriere nicht.
Ich verstehe und werde verstanden.

Verschweigen, verstecken oder ignorieren von Gefühlen und Empfindungen gibt es in so unendlich vielen Familien. 
Das ist so schade, traurig und unnötig.
Wäre vieles nicht mehr so ein riesen Tabuthema, dann wäre es viel selbstverständlicher sich in bestimmten Situationen der Unsicherheit Unterstützung oder Rat zu holen.
Und das gilt für alle Menschen in tausend von unterschiedlichen Lebenslagen. 

27. Mai 2015

Ich liebe dich

Es tut gut nach so unfassbar vielen Jahren einmal Unmut dir gegenüber empfinden zu können.

Ich habe mich immer für dich verantwortlich gefühlt.
Es hat mich immer traurig gemacht dich so kennen zu lernen und mit den Jahren zu erkennen wie krank du bist.
Ich konnte nie etwas an deiner Situation ändern, ich konnte dir nie wirklich helfen.
Ich fühlte mich dadurch oft schwach und nicht in der Lage für dich da zu sein, dir zu helfen. 
Ich habe so viele Tränen für dich vergossen, habe so oft gezittert und gehofft das du dich wieder fängst. 
Angst um dein Leben zu haben begleitet mich seit vielen Jahren und das ist wirklich sehr belastend. 
Wie oft habe ich gedacht dich jetzt zu verlieren, nun endgültig Abschied nehmen zu müssen. 
Eigentlich müsstest du die Schulter zum anlehnen sein, mir in schweren Tagen Trost und Halt spenden. 
Ich habe es nie kennen gelernt, wie es ist mit dir als Schutz an meiner Seite. 
Es war und bin immer ich, die da ist, dir gut zuspricht, dir zuhört und sagt das alles gut wird. 
Ich möchte wirklich gerne glauben und hoffen das es einmal anders wird. 
Doch ich weiß, es wird nie so sein, du wirst nie so sein. 
Du wirst nie der Starke von uns beiden sein.
Du bist das Kind von uns beiden. 
Es tat weh das zu erkennen und auch zu akzeptieren. 

Ich liebe dich so wie du bist und ich werde dich nie im Stich lassen, aber was ich zugeben muss, es tat wirklich gut einmal dieses Gefühl von "genervt sein" zu fühlen und zuzulassen! 

Einmal zu sagen du tust mir manchmal einfach nicht gut, auch wenn du mein Vater bist.
Ich liebe dich!




13. Mai 2015

Wir warten

So viel Zeit ist schon wieder vergangen...
Es passiert gerade so viel und doch habe ich manchmal das Gefühl auf der Stelle zu treten.
Vieles dreht sich gerade um dich. Wir bereiten für dich vor, verändern alte Gegebenheiten, machen uns Gedanken, sprechen über dich, informieren uns und warten.
Es ist schwer zu realisieren, was in ein paar Wochen auf mich zu kommt. 
Du bist dann da und du bleibst. 
Du wirst so sehnsüchtig erwartet und jetzt schon bis ins Unermessliche geliebt. 
Doch auch Unsicherheit und Angst ist ein Gefühl, welches manchmal in mir hoch steigt. Anfangs habe ich gedacht, das es Zweifel sind die meine Krankheit mit sich bringt.

Ich habe mit der Zeit dann aber erkannt, das all meine offenen Fragen, Zweifel und Ängste jede werdende Mutter begleitet. 
Es gab auch Tage an denen ich geweint habe und es mir leid tat. Ich hatte die Vorstellung, dass du eines Tages mit jemandem über deine psychisch erkrankte Mutter reden musst.

Ein sehr lieber Mensch hat dann zu mir gesagt: 
"Findest du nicht, das es eher ein Vorteil ist?
Ich finde es klasse, wenn ein Kind eine reflektierte Mutter hat, die in der Lage ist sich Gedanken über Dinge zu machen."
-Danke Andrea- 

28. März 2015

Wut Trauer Scham

Die Welt macht mich gerade so unfassbar traurig.
So viel Verzweiflung, Wut und Berichterstattungen, die mich den Kopf schütteln lassen. 
Manchmal frage ich mich wirklich was es für Menschen gibt, die so unfassbar grausam sein können.
So viel Leid, Krieg, Mord und oft interessiert es keinen. 

Hauptsache das Kind trägt die richtige Kleidung in der Schule, damit es von den anderen nicht verbal und körperlich fertig gemacht wird, misshandelt wird.

Es verhungern Menschen elendig auf der Welt und wir schmeißen Lebensmittel einfach weg, in die Tonne. 

Es ist nicht nur der aktuelle Fall des Flugzeugabsturzes, es ist alles andere drum herum. 

Die Menschen geiern auf die nächste erste Seite der Bildzeitung und geilen sich an diesen Schlagzeilen auf, ohne auch nur einen Funken eigenes Denken oder Reflektieren zuzulassen. 
Alles was aus dieser doch oft kranken Welt berichtet wird ist doch ausgesiebt. 
Wer entscheidet denn bitte welche Bilder und Geschichten wir zu Gesicht bekommen? 
Es wird den Menschen ein Brocken hin geworfen über den sie dann herfallen können, wie ausgehungerte Hunde. 
Sie sind dann zufrieden, denn sie haben etwas über das sie sich ereifern können. 
Und was ist aus den Kriegsopfern geworden, den Ebola Opfern? Ist der Virus auf einmal verschwunden?
Doch wer schaut von der Masse denn wirklich noch hinter die Fassade oder traut sich die eigene vielleicht andere Meinung zu äußern?
Und es macht mich gerade so wütend und traurig über so viele Missstände nachzudenken. 
Und ich schließe mich selbst nicht aus. 
Es macht mich traurig selbst manchmal ein Teil dieser Masse zu sein, die das Spiel mit spielt. 
"Was kann ich schon ändern"? 
Aber wenn jeder, der sich einmal Gedanken darüber macht, was in dieser Welt so alles schief läuft so denkt kann ja auch nichts passieren. 
Ich höre manchmal, 
"Wir sind früher noch auf die Straßen gegangen" 
Warum zum Teufel machen wir das nicht mehr? 
Warum wehren wir uns nicht? 
Warum macht fast keiner mehr den Mund auf? 
Wer hat uns das eigentlich verboten? 
Und selbst wenn uns keiner zuhören würde, sind wir selbst es uns nicht manchmal schuldig die eigenen Gedanken und das eigene Handeln zu reflektieren und uns vor uns selbst zu rechtfertigen?

Ich frage mich gerade woher diese Wut in mir kommt.
Ich musste das einmal los werden...

27. März 2015

Allein sein-sich allein fühlen

Es gibt oft Momente in denen ich zweifel.
Ich habe große Angst vor Verlusten und davor allein zu sein.
Schon Wochen vor meinem Geburtstag habe ich davon geträumt, dass ich von allen vergessen werde und diesen Tag allein verbringe.

Und was war?
Ich hatte einen wundervollen Tag und 
habe mich sehr geschätzt und geliebt gefühlt.

Aber diese Zweifel waren da und lassen sich manchmal auch nicht unterdrücken 
oder mit Vernunft verdrängen.

Auch wenn ich es nicht bin, fühle ich mich manchmal allein, kennt Ihr das?
So unsinnig, aber ein reales Gefühl.
Das einen/mich dann sogar in Träumen verfolgt. 

16. März 2015

Einmal Klischee bitte

Ich finde es immer wieder erstaunlich, was für kluge Ratschläge ich für andere haben kann.
Ich kann so voller Mitgefühl sein und Verständnis für jeden noch so kleinen Zweifel haben. 

Und wenn es mich selbst betrifft?
Ich stehe nun vor der Aufgabe mich mit so vielen neuen Themen zu beschäftigen:

eine Hebamme finden, wo mache ich einen Geburtsvorbereitungskurs, wo möchte ich entbinden, Elterngeld, Mutterschaftsgeld, Kindergeld, Sorgerecht, Betreuungsgeld, Kinderzuschlag, Vaterschaftsanerkennung, wer macht was? Wo bekomme ich welchen Antrag? Wann muss was beantragt werden? 

Wenn es mich, wie in diesem Fall selbst betrifft,dann
kommt meist sofort das Klischee Denken durch: 
Hilfe annehmen bedeutet in meinem Fall Schwäche zu zeigen.

"Ach Hanna, nun stell dich mal nicht so an.
Reiß dich etwas mehr zusammen, dann kannst du das auch allein schaffen.
Es gibt andere, die diese Hilfe viel nötiger hätten. 
Was sollen denn deine Freunde von dir denken?
Ich denke du bist wieder stabil, warum schaffst du es dann nicht selbst 
dich um diese Dinge zu kümmern?
Du hast fast den ganzen Tag Zeit, dann kannst ja wohl mal recherchieren und ein paar Telefonate führen!" 

Letzte Woche habe ich es dann tatsächlich geschafft zur pro familia zu gehen.
Ich saß dort im Wartebereich und hatte als erstes den dringenden Wunsch wieder zu flüchten.
Ich habe mich sehr unwohl in meiner Haut gefühlt, so schwach und hilfebedürftig.
Nachdem ich mit einer Mitarbeiterin und einer Praktikantin zusammen saß habe ich einmal tief durchgeatmet und als erstes von meinem Wunsch wieder zu flüchten berichtet.

Und in diesem Moment habe ich einen Unterschied bemerkt.
Früher hätte ich, wenn ich es überhaupt geschafft hätte diesen Termin zu vereinbaren und auch tatsächlich hin zu gehen, dem Wunsch zu flüchten nachgegeben und wäre einfach wieder gegangen und hätte mich zu Hause unter der Decke versteckt. 
Voller Scham. 

Der Unterschied: Ich habe von meinen Ängsten und Gefühlen berichtet, habe sie ausgesprochen und ihnen so die Macht und ihre vermeintliche Bedrohung genommen. 


7. März 2015

25.2.

Ich bin genervt, kneife seit Tagen meine Augen zusammen und meine Zornesfalte wird immer tiefer. Warum? So recht weiß ich das auch nicht. Bin einfach etwas unzufrieden, kann aber nicht einmal sagen warum. Also Hanna strenge deinen Kopf an... 

Nerve ich mich oder nervt mein Umfeld mich? Ich glaube beides bedingt sich. Setze ich mich viel mit meiner und anderen Krankheiten auseinander, so besteht die Gefahr das ich mich nur noch mit Krankheit und Schwäche auseinandersetze.
Ich analysiere jeden kleinen Pups, jeden flüchtigen Gedanken, jedes gesprochene Wort. Das macht mich auf Dauer ganz wuschelig und ist sau anstrengend! 

Ich habe scheu davor zu sagen:"Heute ist ein "schlechter" Tag." 
Oft habe ich das Bedürfnis etwas in meinen Blog zu schreiben, mache es dann aber nicht aus Furcht jemand könnte denken "Oh oh...ihr geht's wieder schlecht. Wird sie wieder depressiv?"

So ein Mist, ich rege mich selbst auf. Genau das ist es doch, was ich ändern möchte. 
Mund auf, Tabu brechen und vor allem Aufklären! 

Ein schlechter Tag, ein trauriges Gefühl, Erschöpfung ....heißt nicht, dass ich wieder wochenlang nicht aufstehen kann. 

Doch ich denke und ich glaube genau das ist es, ICH DENKE (und nicht mein Umfeld denkt) das die Menschen um mich sofort in Panik verfallen, etwas falsches von mir denken....Und vor allem denken könnten:

 "So kann sie gar keine gute Mutter werden!"

 Jaja...."Selbst wenn andere so über dich denken sollten, sollte es dir egal sein, du weißt doch das es nicht so ist."

Die Gedanken, Ängste und Befürchtungen sind manchmal da und den Schalter zum abschalten habe ich noch nicht gefunden. 
Es nervt mich, das mein Kopf mich so beschäftigt. 

Wache ich auf, so kreisen oft Gedanken über mir und wollen erst einmal bedacht werden bevor ich aus dem Bett steige.

"Manchmal habe ich Hemmungen meiner Therapeutin von meinen Ängsten zu erzählen, aus Furcht sie könnte mich für schwach halten." 

- Dieser Gedanke bezieht sich natürlich auch auf alle anderen Menschen die es in meinem Leben so gibt, aber dann habe ich erkannt das es selbst bei ihr manchmal so ist.

Und dann liege ich so da und denke: 
"Ah,ok, danke für diese Erkenntnis. 
Schön es zu wissen, aber was soll der Scheiß lieber Kopf?"

13. Februar 2015

Rückblick

Heute vor genau einem Jahr lag ich im OP. 
So ganz verstanden hatte ich die Situation nicht. 

"Wieder mal typisch" ging mir in den Tagen davor durch den Kopf. 
Ich hatte vor kurzem die Entscheidung getroffen etwas in meinem Leben zu verändern. 
Ein neuer Job. Doch ein neuer Job sollte es nicht werden. 

Stattdessen realisierte ich in diesem Krankenhausbett heute vor einem Jahr, 
das ich vielleicht sterben muss. 
Ich wurde langsam wach und meine Mutter war bei mir. 
Sie schaute mich an, setzte sich auf mein Bett, nahm meine rechte Hand und zum ersten Mal kullerten meine Tränen. 
Ich hatte Angst, das sich die Vermutung bestätigen könnte. 

Die Tage zuvor war ich die Starke.
Erzählte ich von der Vermutung meiner Ärztin, so war ich diejenige die sagte:
"Ach macht euch keine Sorgen, alles halb so wild, das wird wieder."

Doch an diesem Tag überkam mich die Angst.
Die Angst zu sterben und zwar bald.


Einige Tage nach der OP die Botschaft es sei kein Krebs,
aber die Möglichkeit einer HIV-Erkrankung sei gegeben. 







Ich kann mich an die Gefühle im letzten Jahr sehr gut erinnern.
Aber es sind Erinnerungen.













Und genau heute ein Jahr später habe ich wieder Tränen in den Augen, aber weil ich glücklich bin zu leben und dazu noch ein neues Leben in mir trage. 

1. Februar 2015

Ein kleiner Teil den ich akzeptiert habe

"Wie sehen Sie eigentlich ihre Depression? 
Wie sehen Sie sich in Bezug auf ihre Depression? "

Diese Frage hat mir in der letzten Stunde meine Gesprächstherapeutin gestellt.

Da fing mein Kopf sofort an zu arbeiten.

Früher habe ich die Depression, oder eher gesagt die depressiven Phasen als einen (meinen) Feind angesehen. 
Etwas dunkles und böses, das mich einnimmt und bestimmt.
Sie zerstört alles um mich herum und will das ich allein bin.
Ich soll klein, schwach, leise und zusammengekauert in einer Ecke liegen und bloß keinen Muck's von mir geben!

Sie hat mein Leben bestimmt.
Ich habe mich ihr vollkommen hingegeben, denn gegen so eine große Macht hatte ich keine Chance, niemals.
Ihr Ziel war es mich zu zerstören und am leben zu hindern, bzw. mein Leben zu beenden.

Sie hat mir so vieles genommen.
Ich habe oft die Freude, den Mut und den Lebenswillen verloren.
Doch vor allem hat sie mir eins genommen,
was ich ihr bis heute wirklich übel nehme - meine Freunde.

Und wie sehe ich sie heute? In genau diesem Moment?

Ich habe sie mit den Jahren kennen gelernt und weiß nun besser mit ihr umzugehen.

Ich möchte nicht bestreiten, dass sie immer noch in der Lage ist  mich und mein Leben durcheinander zu bringen. Sie hat es mir im letzten Jahr ohne jeden Zweifel bewiesen! 
Das Gefühl, dass sich dieser Zustand nie, aber auch wirklich niemals wieder ändern wird war da und ich war davon überzeugt, das es das war!

Jetzt kommt aber das große ABER:
Ich lebe jetzt mit ihr.
Ich habe sie akzeptiert.
Sie angenommen.
Sie ist ein Teil von mir.

Und das möchte ich immer wieder betonen!
Ich BIN nicht die Depression! 
Ich bestehe nicht nur aus ihr!

Ich habe mir während meines Klinikaufenthaltes im letzten Jahr viele Gedanken über dieses Thema gemacht. Und ich habe versucht meine Gedanken - meine Entwicklung- einmal zu verbildlichen um es vielleicht verständlicher zu machen:


Ich hatte oft das Gefühl, wie oben mit den beiden gleich großen Kreisen dargestellt, mit der Depression gleichgestellt zu sein. Sie und ich waren gleich, also eins.

Doch ich habe eins in den letzten Jahren gelernt, ich bin so vieles mehr!
Ich bin Hanna und habe viele verschiedene Fassetten: 

Ich bin fürsorglich, mutig, neugierig, stark,... (und bestimmt noch vieles mehr)
Und ein kleiner Teil von mir ist in bestimmten Phasen meines Lebens depressiv. 

Und diesen Teil habe ich akzeptiert. 
Und das macht es leichter mit ihr umzugehen und an ihr zu arbeiten.












22. Januar 2015

Berlin

Ein anstrengender Tag.
Eine große, mir fast fremde Stadt. 
Ich mitten drin. 
Tausend neue Eindrücke. 
Neues Wissen wird vermittelt. 
Viele Menschen um mich herum. 
Fragen werden mir gestellt und ich stelle Fragen. 
Ich erkläre,bin begeistert und informiere.
Muss mich allein zurecht finden, nach dem richtigen Weg fragen. 
Ich höre zu und notiere neuen Input. 
Ich bin aufgeregt und so dankbar. 
Was für ein Tag.

Und dann, dann passiert es. 
Unverhofft und klar.

Ich liege so da, in der großen fremden Stadt. 
In einem Hotel, allein.
Draußen ist es dunkel.
 Mir geht so wahnsinnig viel durch den Kopf. 
Ich überdenke den Tag, schmiede Pläne und entwerfe neue Ideen. 

Und plötzlich, wie aus dem Nicht's... Spüre ich es.
Was ich spüre? 

Das ich keine Angst mehr habe!
Mir wird warm. 

9. Januar 2015

radikale Akzeptanz

Neues Jahr, neues Glück?
Sagt man das nicht so? 
2013 bin ich davon ausgegangen das es nicht "schlimmer" werden kann und 2014 hat mich dann eines besseren belehrt ;)

Doch mein persönlicher Rückblick auf das vergangene Jahr gibt mir gerade sehr viel Klarheit und Zufriedenheit. 
Und ich werde nicht auf ein "besseres 2015" hoffen.
Es gibt etwas, was ich für mich entdeckt habe - radikale Akzeptanz!
Ich denke gerade das alles gut ist so wie es ist. Und das man auch aus schweren Zeiten gutes hervorbringen kann. 
Mich macht so vieles aus, nicht nur die Depression.
Nicht ICH bin depressiv und ich will auch nicht sagen ein kleiner Teil von mir ist depressiv.
Ich bin Hanna und es gibt Phasen in meinem Leben, in denen ich depressiv bin. 
Versteht ihr was ich meine? 
Ich erlebe es manchmal, das Menschen mich nur als "die depressive Hanna" sehen. 
Die Depression ist nicht etwas, was mich ausmacht, sondern nur etwas, was mich manchmal auf meinem Lebensweg begleitet. 
Ich kann mir vorstellen, dass es bestimmt schwer für einige ist sich vorzustellen, wie sich das Leben gestaltet, wenn man sich mit dem Satz :"Ich habe Depressionen. Punkt" outet. 
Nein, ich liege nicht 365 Tage im Jahr im Bett,verfluche das Leben und habe Angst das Haus zu verlassen. 
Es gab im letzten Jahr sicher eine sehr schwere Phase für mich und meine Lieben, in denen es so war. 
Ich hatte große Angst, Trauer, Ratlosigkeit und fühlte mich verloren. 
Aber es gab auch einen Auslöser dafür. Ich hatte hintereinander zwei niederschmetternde Diagnosen erhalten - die sich beide zum Glück nicht bestätigten- und habe gedacht das ich so krank bin das ich wahrscheinlich sterben muss. 
Dieses Gefühl hat mir einfach den Boden unter den Füßen weg gerissen und so hatten die Zweifel und Ängste es nicht schwer sich unter meiner Unsicherheit nach "vorne zu drängeln" 

Aber es gibt auch eine Zeit nach der depressiven Phase.
Und es ist mir auch so viel wundervolles widerfahren, was ich ohne diese Zeit wahrscheinlich gar nicht kennen gelernt hätte.