26. September 2014

Ich werde heute etwas kochen

Schon beim Aufstehen hatte ich dieses bekannte Gefühl.

Doch ich hatte mir ja vorgenommen es nicht mehr so wichtig zu nehmen und oft klappt es ja auch und es bleibt unterschwellig da, bricht aber nicht über mich ein.

Heute hat es nicht ganz geklappt.

Ich musste und wollte das Haus verlassen um einen Brief weg zu bringen und etwas einzukaufen, denn ich möchte meinem Schatz heute Abend gern etwas leckeres kochen.

Das fertig machen habe ich extra kurz gehalten und nur das Nötigste gemacht um für die Außenwelt annehmbar zu sein. Für duschen und langes zurecht machen fehlte mir die nötige Kraft und die brauchte ich sicher für mein Vorhaben.

Also schnell die verschmierte Schminke um die Augen abmachen, die Wollmütze aufgezogen (Gott sei Dank ist es nicht mehr so heiß, das man eventuell merkwürdig angeschaut wird, weil man bei dem Wetter eine Mütze trägt- Haare waschen wäre einfach zu anstrengend!) den schlabber Pulli unter der Jacke versteckt und los geht’s. 

Die Autofahrt ging noch ganz gut. Die längeren Ampelpausen sind hervorragend dafür geeignet kurz die Augen zu schließen und tief ein-und aus zu atmen.

Auf dem Parkplatz angekommen habe ich es schon kommen gefühlt.
Das klopfende Herz, leichter Schwindel, schwitzige Hände und schneller Atem. 
Scheiß egal, ich zieh das jetzt durch, der Brief muss zur Post und ich will verdammt noch mal etwas für dich kochen!

Doch schon die ersten Schritte fallen mir schwer… Ich ignoriere es, naja ich versuche es zumindest, denn das passt mir gar nicht.
Den Brief gebe ich ab, dann geht’s durch die Schranke in die Gemüseabteilung. 
Paniermehl, ich brauche Paniermehl. 
Es ist relativ viel los. 
Die Menschen nehme ich nur noch schemenhaft wahr. Ein Mitarbeiter studiert mit einem Kugelschreiber im Mund die Angebote. 
Eine Frau mit Kind im Einkaufswagen läuft an mir vorbei.

Ich komme ins Stocken, kann mich nicht mehr richtig auf die einzelnen Schritte konzentrieren. 
Scheiße, es geht los und ich kann es dieses Mal leider nicht aufhalten. 
Wo kann ich hin, wo ist weniger los? 
In die Getränkeabteilung? 
Ein kurzer Blick in diese Richtung zeigt mir viele durstige Menschen. Keine Option.
Meine Augen füllen sich und ich greife zu meinem Handy. 
„Hallo Maus ich bin es…Du musst mal kurz mit mir reden…“ 
Dann laufen sie, die Tränen während ich auf die Maggi Tüte im Regal starre.

Ich stehe bei Edeka im Gang bei den Maggi Tüten und heul…na klasse!

Zehn Minuten stehe ich so vor dem Regal, heul und höre dir zu. 
Mein Atem beruhigt sich langsam wieder und auch ich bin in der Lage zu sprechen. 
Ob ich beobachtet werde kann ich gerade gar nicht wahrnehmen. 
Ich stehe einfach nur da, versuche meine Füße auf dem Boden zu spüren und lausche deiner Stimme, die mich langsam aber sicher wieder zurück holt.

Ich beginne unter laufenden Tränen mit dir gemeinsam am Telefon die Dinge zu besorgen, die ich zum kochen brauche, denn ich sehe es nicht ein den Laden unverrichteter Dinge zu verlassen.
Du gibst mir die nötige Unterstützung dafür. 

Paniermehl, Sauce zum anrühren aus dem Maggiregal .
Ich finde sie relativ schnell, habe ja auch lange genug darauf gestarrt.
(Humor zu haben ist eine gute Medizin!)

Und dann brauche ich noch Fleisch. Mist, ich mag nicht das abgepackte kaufen, sondern möchte es von Tresen. Oh mein Gott ich sehe bestimmt fürchterlich und total gestört aus…
Egal, wir machen das jetzt. Punkt!
Ich werde in der Tat etwas unsicher angeschaut, wie ich da so stehe mit meinem Handy am Ohr, Fleisch bestellend und mit laufenden Tränen.
Aber Hey, ich habe bekommen was ich wollte.

So nun ab zur Kasse. Mist mein Geld reicht natürlich nicht. Das Fleisch ist teurer als gedacht. Moment, wenn ich überlege, dann kann ich das Paniermehl mit Karte bezahlen, genau so viel müsste noch auf meinem Konto sein und dann kann ich das Fleisch bar bezahlen, das müsste funktionieren.

Mittlerweile ist es auch egal wie ich auf meine Mitmenschen wirke, der Zug seriös zu wirken ist für heute abgefahren.

Ich frage eine an mir vorbeilaufende Mitarbeiterin ob es möglich wäre vier Euro mit der Karte zu zahlen. Sie beantwortet diese Frage zu meinem Erstaunen völlig normal mit einem „Ja, natürlich, kein Problem“, lächelt und geht weiter.

Kurz vor der Kasse verabschiede ich mich von meiner Retterin am Telefon, bezahle meinen Einkauf mit Karte und Bargeld und gehe zum Auto.

Eingestiegen, völlig erschöpft aber stolz auf mich es trotzdem geschafft zu haben gebe ich ein lautes „Puhhh…“ von mir.

Das war mein Freitagvormittag.

Mein Körper schreit danach sich jetzt etwas hin zu legen, aber danach liebe Leute werde ich etwas kochen, denn ich habe es geschafft heute einkaufen zu gehen!  

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